Dekanatssynode tagt im Evangelischen Zentrum zum Thema Ehrenamt.
Diakonin Barbara Gruß (re) vom Amt für Gemeindedienst sieht unter den Ehrenamtlichen viele, die man befähigen sollte, ihre Talente auch einbringen zu können.
Passau. Mit dem Thema „Ehrenamt tut Gut(es)“ blickten am Samstag, 21. Oktober die Synodalen der Dekanatssynode im Evangelischen Zentrum sozusagen auf ihre eigene Situation. Denn der überwiegende Teil der gewählten 66 Vertreter*innen aus den Kirchengemeinden sind Ehrenamtliche. Sie tagen zweimal im Jahr und bestimmen die Geschicke der Evangelischen im Dekanatsbezirk von Waldkirchen bis Gangkofen. Eigene Erfahrungen belebten die Diskussion, dennoch war es keine Nabelschau. Die Referentin Diakonin Barbara Gruß vom Amt für Gemeindedienst in Nürnberg zeigte Möglichkeiten für ein gutes Miteinander von Ehren- und Hauptamtlichen und Wege zu einer zeitgemäßen Ehrenamtskultur auf.
„Wie ich es etwas tue, kann entscheidender sein, als was ich tue“, so Dr. Claudia Stadelmann-Laski in ihrer einstimmenden Andacht zu Beginn der Synodaltagung. Beim ehrenamtlichen Engagement spiele es „aus und mit Liebe zu tun“ die wichtigere Rolle.
Als „unschätzbar wertvoll im Leben der Gemeinden“ bezeichnete die stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats Angelika Görmiller in ihrem Grußwort den Dienst der Ehrenamtlichen. Auch die katholische Kirche sei dabei das Ehrenamt neu zu füllen und den Zeiten anzupassen.
Rund 40%, also fast 29 Mio. Menschen sind in Deutschland ehrenamtlich tätig. Mit dieser Zahl überraschte die Referentin Barbara Gruß die Synodalen. In der bayerischen evangelischen Landeskirche sinke zwar mit den Mitgliederzahlen auch die Zahl der Ehrenamtlichen, es seien monatlich aber immer noch durchschnittlich 15 Stunden oder in der Summe 48500.
Es ist der Spaß und die Freude, die Gemeinschaft, die Verantwortung als Christ oder der Wunsch etwas Sinnvolles in der Freizeit zu tun, die Ehrenamtliche motivieren, so eine quantitative Online-Befragung. Interessant so Diakonin Gruß sei auch eine beachtliche Zunahme des Wunsches die „Kirche verändern“ zu wollen. Es bestehe aber insgesamt betrachtet eine hohe bis sehr hohe Zufriedenheit mit dem kirchlichen Ehrenamt.
Mit ihren Fragen bringt Referentin Barbara Gruß (Mitte) in vielfältiger Weise Bewegung in die Dekanatssynode.
Weiter stellte Referentin Gruß, zuständig für die Beratung, Begleitung und Unterstützung von Ehrenamtlichem im Amt für Gemeindedienst, die acht „Bs“ der Ehrenamtskoordination vor: Beginnen, Befähigen, Begleiten, Beraten, Bezahlen, Beteiligen, Bedanken und Beenden. In Arbeitsgruppen konnten sich die Synodalen eines dieser „Bs“ oder auch eines anderen Themas annehmen. So zum Beispiel die im kommenden Jahr stattfindende Kirchenvorstandwahl. Überhaupt stand diese als zweites großes Ehrenamts-Thema im Raum. In den nächsten Jahren stünden viele Veränderungen in der evangelischen Kirche an, die dann die neuen Kirchenvorstände zu entscheiden haben. Sie werden die Zukunft der Kirche gestalten, so das Fazit einer Arbeitsgruppe.
Um die Zukunft der Kirche ging es auch in einem Antrag des Synodalen Rainer Sebastian, indem die Pfarrer*innen angehalten werden sollen, jeden aus der Kirche Ausgetretenen zu besuchen. Nach einer lebhaften Diskussion über Mitgliederpflege lehnte die Dekanatssynode diesen Antrag aus formalen Gründen ab. Betont wurde aber die Wichtigkeit dieses Themas.
Eine anregende Dekanatssynode endete mit einem Reisesegen von Dekan Jochen Wilde und dem Ausspruch eines Pfarrers der ihn als junger Mensch prägte: „Die Kirche darf an allem sparen, nur nicht an den Ehrenamtlichen“.