Eine Gemeinschaftsausstellung im Evangelischen Zentrum Passau über die KUNSTvolle Auseinandersetzung mit Widerständen zeigt ab Dienstag, 13. Mai Druckgrafiken Studierender der Professur Kunstpädagogik/Visual Literacy an der Universität Passau zum Thema „groß vs. KLEIN“. Am Kunstaktionstag Samstag, 17. Mai gibt es vor dem Evangelischen Zentrum auf dem Dietrich-Bonhoeffer-Platz ein Graffiti-Live-Act von Magnus Gleixner. Schüler:innen der 3. und 4. Klasse der Grundschule St. Anton präsentieren ihre Videoinstallation im Evangelischen Zentrum. Die Kunstaktionen finden im Rahmen der Veranstaltungsreihe zu Dietrich Bonhoeffer statt.
Das KUNSTvolle Abbild der Welt gehört schon seit Jahrtausenden zu unseren Kulturen - Bildende Kunst als nonverbaler Ausdruck von Gedanken und Botschaften, Dokumentation von Ereignissen und inneren Bildern, Kunst als Retrospektive der Zeitgeschichte, des Zeitgeistes, teils originalgetreu, teils surrealistisch, mit versteckten Botschaften oder offen provokativ. Begonnen mit den ersten Höhlenmalereien, weiterentwickelt zu Schriftbildern, prunkvollen Gemälden und Raumgestaltungen, abgedruckt und vervielfältigt, ein fester Bestandteil unserer derzeitigen Medienwelt – Bilder sind unser ständiger Begleiter.
Doch wie gestalte ich ein Bild spannend, dass es in unserer bildüberfluteten Welt noch Beachtung findet? Mit dieser Frage setzten sich vier Studierende im Vertiefungsseminar „Hochdruck“, unter der Leitung von Frau Brigitte Schira, im Wintersemester 2024/25 intensiv auseinander und stellen sich der Herausforderung, großes klein und KLEINES GROß darzustellen – übergroße Insekten treffen auf verkleinertes Menschliches. Klingt im ersten Moment einfach, doch schon in der Entwurfsphase wurde deutlich, welche Widerstände sich dabei auftun. Denn schon allein die Entscheidungen, welches Insekt möchte ich auswählen, welchen menschlichen Gebrauchsgegenstand setze ich dem entgegenüber, wie verbinde ich die beiden Bildbausteine zu einer Einheit und behalte trotzdem die gewünschte Spannung bei, schafft Widerstand in einem selbst. Herausgehen aus der Komfortzone des Gewohnten, sich auf etwas Neues einlassen, Lösungen finden und neue Verbindungen schaffen, das waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Bildidee. Dazu kommt die Drucktechnik der verlorenen Platte und der Holzschnitt. Hierbei werden vom ursprünglich übertragenen Entwurf nach jedem Druckvorgang immer mehr Oberflächenbereiche aus der Holzplatte geschnitten und dann mit einer weiteren Farbschicht abgedruckt, so dass durch Überdrucken oder Freilassen immer wieder eine neue Bildebene entsteht. Jeder Schneidevorgang ist eine Herausforderung, denn was weggeschnitten ist, ist unwiederbringlich verloren – aus diesem Grund auch die Bezeichnung der „verlorenen Platte“. Nach 4-6 Schneide- und Druckvorgängen entwickelt sich dann langsam ein Bildergebnis und die Gedanken beschäftigen sich mit einem neuen Ansatz: Was wäre, wenn sich die Größenverhältnisse in unserer Wahrnehmung tatsächlich einmal ändern könnten, hin zu einer vertiefenden Hinwendung zur Natur, die uns bereits in vielen Ebenen unserer Lebensabläufe Widerstand bietet?
Betrachtet man nun das Graffiti „Bonhoeffer“ von Magnus Gleixner, so ist zu erkennen, dass hier eine direkte Verbindung zwischen Schrift und Bild geschaffen wird. Der Namensschriftzug steht im Fokus und wird eingebettet in eine fließende, symbolische Darstellung des Lebensweges von Dietrich Bonhoeffer. Die provokative Umsetzung als Graffiti transferiert den geschichtsträchtigen Hintergrund in die Neuzeit und spricht dadurch auch junge Betrachter*innen an.
Graffiti - Zwischen Kunst und Vandalismus. Inschriften, Namenskürzel, politische Statements, Buchstaben bis Bilder, gekratzt, gesprüht, „Style-Writing“ und Kunst. Widerständig. Interpretierbar. Ein Graffitischriftzug mit dem Namen Bonhoeffer. Bewusst nicht in einen Kontext gesetzt. Was sieht die Person, die es betrachtet? Graffiti gibt Worten das, was ihnen oft fehlt. Gerade, wenn sie nicht gesprochen werden. Graffiti erzählt eine Geschichte und berührt durch abstrakte Darstellung des abstrakten und chaotischen, aber wunderschönen Lebens.
An der Ausstellungseröffnung zeigt Magnus Gleixner seine Entwürfe und die Basisversion der Graffiti-Gestaltung. Diese wird er im Rahmen eines „Live-Acts“ am Samstag,17.05., im Rahmen des Kunstaktionstages fertigstellen und das Werk seiner Bestimmung im Außenbereich, auf dem Dietrich-Bonhoeffer-Platz übergeben.
Bei der am Samstag, dem 17.05. geplanten Kunstaktion werden beide Kunsttechniken - der Druck und das Graffiti - verbunden. Gemeinsam sind alle Besucher:innen eingeladen an einem großen Banner zu arbeiten, das Widerstand positiv in Hoffnung und Frieden im Miteinander symbolisiert. Es wird gedruckt, genäht, gemalt, uvm. Alle, egal ob groß oder KLEIN, sind dazu herzlich ab 10:00 Uhr ins Evangelische Gemeindezentrum eingeladen. Außerdem wird es eine weitere Bastelaktion für Kinder geben und im 1. Stock eine Video-Installation zum Gedicht „Wer bin ich“ von Dietrich Bonhoeffer. Diese wurde gestaltet von Schülern und Schülerinnen der 3. und 4. Klasse der Grundschule St. Anton im evangelischen Religionsunterricht unter Leitung von Manuela Schubert.
Der Kunstaktionstag am Samstag, 17.05. beginnt um 10:00 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum für groß und KLEIN.
Für das leibliche Wohl ist mit Kaffee, Tee, Getränken, Kuchen, Fingerfood und schönen Sitzgelegenheiten drinnen und im Innenhof bestens gesorgt.
Die Ausstellungseröffnung findet am 13.05. um 19:00 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum statt.
Es stellen aus: Doris Hümmer, Jasmin Rasoli, Anabel Weber, Lisa-Marie Zankl (Universität Passau, Kunstpädagogik, Hochdruck Vertiefungsseminar unter der Leitung von Frau Brigitte Schira) und Magnus Gleixner (Graffiti- Künstler, Passau)
Die Ausstellung ist sonntags nach dem Gottesdienst von 11.00 - 12.00 Uhr geöffnet, sonst nach Absprache mit dem Pfarramt zu besichtigen.
Text und Foto: esg