Bayerische Kirchengeschichte in Fürstenzell

Pechmann BIbel
Bildrechte Johannes Keller

Im September konnte die Christuskirche Fürstenzell ihren 70. Geburtstag feiern. Die Vorbereitung dieses Festes samt Blick in die Geschichte brachte auch die Reise einer besonderen Bibel zurück ins Bewusstsein.
Schon vor Kirchbau und Gemeindegründung gab es evangelisches Leben in unserer ländlichen Diaspora. Von Sulzbach/Inn aus machten sich Pfarrer zu Fuß und mit dem Fahrrad auf den Weg, um die verstreuten Protestant*innen zu versorgen. Und so kam ein besonderes Stück Kirchengeschichte erst nach Sulzbach und dann in die neu gegründete Kirchengemeinde Fürstenzell.

Die Tochter von Wilhelm Freiherr von Pechmann schenkte 1951 der Gemeinde eine Bibel ihres Vaters. Die "Stuttgarter Jubiläumsbibel" mit dem Luthertext von 1912 in Lederbindung und mit Goldschnitt ist ein Stück bayerische Kirchengeschichte mitten in der Diaspora. Und diese Bibel wurde am Weihnachtstag 2024 110 Jahre alt.

Widmung
Bildrechte Johannes Keller

Wilhelm Freiherr von Pechmann bekam sie 1914 als Weihnachtsgeschenk von seiner Kompanie am Beginn des I. Weltkrieges. Wilhelm Freiherr von Pechmann bekleidete seit 1901 wichtige Ämter in der Bayerischen Generalsynode. Ab 1919 war er der erste gewählte Präsident der Landessynode. Neben den Verdiensten in der Kirchenleitung und der Ehrendoktorwürde wird Freiherr von Pechmann bis heute gedacht als entschlossener Kämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er schloss sich der Bekennenden Kirche an und blieb auch mit dem Landesbischof Meiser im kritischen Austausch, wo dessen Meinung ihm zu wenig widerständig erschien. Am Ende seines Lebens trat Pechmann interessanterweise noch zum katholischen Glauben über.

Sein Andenken ist in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern weiterhin lebendig: Die Augustana-Hochschule hat ein Gebäude nach ihm benannt. Die Landeskirche vergibt seit 2008 den Pechmann-Preis. Seine Spuren prägen die Landeskirche und führen auch in unser Dekanat, nach Fürstenzell.
Text und Foto: Johannes Keller