Abschied und Neubeginn bei der Diakonie Passau. (v.l.n.r.) Martin Schmid (Geschäftsführung Diakonie Südostbayern), Dekan Peter Bertram, Sabine Aschenbrenner (verabschiedete Diakonievorständin), Dekan Jochen Wilde, Christina Lindinger (neue Geschäftsbereichsleiterin Soziale Dienste und Bezirksstellenleitung), Werner Kölbl (neuer Geschäftsbereichsleiter Sozialpsychiatrie), Werner Hartl (neuer Geschäftsbereichsleiter Ambulante Pflege) und Andreas Karau (Geschäftsführung Diakonie Südostbayern)
Stehender und langanhaltender Applaus für Sabine Aschenbrenner in der Passauer Stadtpfarrkirche St. Matthäus. Die Kirche war am Dienstagabend, 30. September vollbesetzt. Mitarbeiter:innen, Kolleg:innen, Weggefährten, Vertreter:innen aus Politik, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden sowie ihre Familie waren gekommen, um Abschied zu nehmen. Die „Chefin“ der Diakonie Passau wurde an ihrem letzten Arbeitstag im Rahmen eines Gottesdienstes in den Ruhestand verabschiedet.
„Der Gottesdienst ist Abschied und Neubeginn, eine Ära geht zu Ende und ein neues Kapitel wird aufgeschlagen.“ Mit diesen Worten begrüßte Dekan Jochen Wilde die Mitfeiernden. Denn neben der Entpflichtung von Sabine Aschenbrenner, zuletzt geschäftsführende Vorständin, wurden auch die neuen Geschäftsbereichsleiter des Diakonischen Werks Passau für Soziale Dienste Christina Lindinger, für die Ambulante Pflege Werner Hartl und für den Sozialpsychiatrischen Dienst Werner Kölbl eingeführt. Christina Lindinger übernimmt zusätzlich die Bezirksstellenleitung.
Dekan Jochen Wilde(li) segnet und entpflichtet Sabine Aschenbrenner von ihrem Amt als Vorständin des Diakonischen Werks Passau. (v.l.n.r.) Ihre Schwester Barbara Treitlinger, Roland Kronschnabl und Dekan i.R. Wolfgang Bub assistieren.
Sabine Aschenbrenner war 27 Jahre bei der Diakonie Passau. Begonnen hatte sie in der Asylsozial- und Schuldnerberatung und 2004 die Leitung der Sozialen Dienste übernommen. Vor mehr als sechs Jahren wurde sie geschäftsführende Vorständin und „sukzessive zum Gesicht der Passauer Diakonie“, sagte Dekan Wilde in seiner Verabschiedungsrede. Sie habe richtungsweisende Entscheidungen getroffen und die Zusammengehörigkeit von Kirche und Diakonie gelebt. Das Jahrhunderthochwasser, die Flüchtlingswelle, die Flutkatastrophe in Simbach am Inn und zuletzt das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung waren die großen Herausforderungen, die sie gemeistert hat. Dafür dankte er ihr und sagte: „Sie haben Ihre Gaben und Kräfte für das Diakonische Werk Passau eingesetzt.“
Im Zuge der Selbstinsolvenz im vergangenen Jahr schlüpfte das kleine Diakonische Werk Passau zu Jahresbeginn unter das Dach des größeren Diakonischen Werks Traunstein. Entsprechend waren zahlreiche Gäste aus Traunstein angereist. Unter ihnen befand sich auch Dekan Peter Bertram. Er führte Christina Lindinger, Werner Hartl und Werner Kölbl ein und forderte dazu auf: „Schenken Sie den Dreien Ihr Vertrauen und unterstützen Sie sie!“
In seiner Predigt sagte er, die Bevölkerung erwarte, dass sich die Kirche sozial engagiere, und mancher Politiker sehe im sozialen Engagement deren Sinn. In Traunstein seien Diakonie und Dekanat eng verzahnt und Arbeitgeber für über 1 400 Mitarbeitende. Es gehe darum, die Zukunft gemeinsam zu gestalten und Verantwortung für den sozialen Raum zu übernehmen. Dafür brauche es vonseiten der Politik und der Gesellschaft eine unterstützende Haltung sowie Geld und Personal.
In den anschließenden Grußworten dankte der Passauer Bürgermeister Andreas Rother der Ruheständlerin für ihre jahrzehntelange Arbeit am Menschen, ihr Engagement und die Wegbereitung für die drei Nachfolger. „Wichtig ist das nahe am Menschen sein“ Dem Diakonischen Werk wünschte er alles Gute.
Stefan Seiderer vom Caritasverband lobte in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit und sagte, Sabine Aschenbrenner habe ihre Arbeit immer mit „Herz, Verstand, Klarheit und Barmherzigkeit“ gemacht.
Auch Martin Schmid, der das Diakonische Werk Südostbayern gemeinsam mit Andreas Karau leitet, zeigte sich im wahrsten Sinne des Wortes dankbar. Anstelle eines Abschiedsgeschenks überreichte er eine Spende in Höhe von 1.000 Euro für „Ma(h)l Mitanand“, ein Herzensprojekt von Sabine Aschenbrenner.
Werner Kölbl, Vertreter der Mitarbeitenden, bezeichnete sie als warmherzigen Menschen mit Begeisterungsfähigkeit.
Auf Abschiedsgeschenke hat Sabine Aschenbrenner (Mitte) verzichtet. Dafür überreichten ihr die beiden Geschäftsführer der Diakonie Südostbayern Martin Schmid (li) und Andreas Karau (re) eine großzügige Spende für Ma(h)l Mitanand.
Das letzte Wort hatte selbstverständlich Sabine Aschenbrenner. Sie habe in den Jahren große Veränderungen erlebt. Es sei komplizierter und rauer geworden. Die Wohlfahrtsverbände stabilisierten die Gesellschaft, stünden aber vermehrt unter Rechtfertigungsdruck. Die Bürokratie habe zugenommen, während die Verlässlichkeit der staatlichen Partner abgenommen habe.
Großen Dank zollte sie den engagierten Mitarbeiter:innen für die wunderbare Zusammenarbeit und den Menschen, die sie in der Selbstinsolvenz unterstützt haben. Sie bezeichnete es als persönlichen großen Verlust, dass sie den Betreuungsverein, die Eheberatung und die Aidsberatung aufgeben musste. Sie freue sich aber, dass die Schuldner- und Insolvenzberatung, bei der sie vor 27 Jahren angefangen hatte, nun unter der Trägerschaft der Caritas eine Zukunft gefunden habe. „Machen Sie es gut, passen Sie gut auf die Diakonie auf.”
Bei einem anschließenden Empfang und der Gelegenheit zur Begegnung klang der Abend im Evangelischen Zentrum aus. Text: Hubert Mauch, Fotos: Klaus Riederer