Destillateurmeister Stefan Penniger (2.v.l.) hielt am Sonntag, 29. Juni in der evangelischen Stadtpfarrkirche Passau St. Matthäus eine Kanzelrede zum Thema „Vom Brennen für Qualität zum Brennen für Demokratie“. Die inzwischen 4. Kanzelrede wurde von Patricia Vásquez Covarrubias (3.v.l.) mit südamerikanischer Gitarrenmusik begleitet. Dekan Jochen Wilde (re) eröffnete die Veranstaltung mit einer Begrüßung und sprach am Ende ein Segenswort. Das anschließende Gespräch im Evangelischen Zentrum moderierte Dr. Carsten Lenk (li) von der Evangelischen Bildung in Ostbayern.
„Mehr Vielfalt in der Kirche geht nicht mehr“, sagte Dekan Jochen Wilde in seiner Begrüßung: Südamerikanische Musik und ein niederbayerischer Brenner. Zumal das erste Lied „Los Hermanos“ eines indigenen Komponisten eine Art Glaubensbekenntnis ist, erläuterte die Gitarristin und Sängerin gleich zu Beginn ihrer musikalischen Darbietungen.
Als im vergangenen Jahr mehr als zwei Millionen Menschen für die Demokratie in Deutschland auf die Straße gingen, hat Stefan Penninger deutlich Haltung gezeigt. Das sei für Dekan Wilde der Grund gewesen den Geschäftsführer einer mittelständischen Traditionsbrennerei zu einer Kanzelrede einzuladen. Geistreich handeln in einer geistlosen Zeit, Haltung zeigen für eine freie vielfältige Gesellschaft, die Verkörperung von Qualität und Tradition, Heimatverbundenheit im Sinne von Verantwortung, beschrieb Wilde den Unternehmer.
Er brenne nicht nur „für gute Destillate“, sondern auch „für eine Gesellschaft, in der Respekt, Vielfalt und Würde den Ton angeben“ fasste Stefan Penninger sein vielfältiges Engagement zusammen. Auf seinen Einsatz für die Demokratie habe ihn Freude und Zustimmung, aber auch kritisches erreicht, gibt er offen zu. Vieles davon waren vorgefertigte Serienbriefe, die offensichtlich Druck und Einschüchterung erzeugen sollten.
„Als traditionelles Familienunternehmen aus Niederbayern sehen wir es als unsere Verantwortung, für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung einzustehen. Nicht als Werbegag, sondern als Ausdruck von Haltung.“ In persönlichen Worten beschrieb Stefan Penninger seinen durch urchristlich-ethische Werte geprägten Kompass „Was du willst, das dir die Menschen tun, das tue ihnen ebenso“. Diesen habe er im Elternhaus und in der Schule vermittelt bekommen und ist für ihn Maßstab, fürs Leben, fürs Miteinander und auch fürs Wirtschaften. Diese uralte goldene Regel sei scheinbar verloren gegangen.
In den Anfängen der Digitalisierung verhieß das Internet eine friedliche, der wahrheitsorientierte und demokratische Zukunft. Inzwischen bestimmen Lügen, Hass und Hetze die sozialen Medien. Fake News verbreiten sich schneller als jede seriöse Nachricht. Penninger erhofft sich einen Gegentrend. „Ich hoffe auf Menschen, die nicht jedem Algorithmus folgen, sondern wieder ihrer eigenen Urteilskraft vertrauen. Vielleicht entsteht ja ein neues Bedürfnis nach Wahrhaftigkeit.“
Das Thema der Kanzelrede „Vom Brennen für Qualität zum Brennen für Demokratie“ stammt aus Penningers beruflichem Alltag und weist über ihn hinaus. „Wer Wert auf das Echte legt, auf Handwerk, auf Substanz, der soll nicht schweigen, wenn es um die Grundwerte unseres Zusammenlebens geht, Dabei geht es um Verantwortung.“ In der Demokratie sei es wichtig und zugleich schwierig nicht nur zu widersprechen, wo es nötig sei, sondern auch zuzuhören, wo es möglich ist. Er plädierte dafür, das Gespräch zu suchen, nicht mit den Hetzern, sondern mit den Verunsicherten. "Am Ende ist es ja nicht die Wut, die unsere Gesellschaft zusammenhält, sondern der Wille zum Zusammenhalt selbst.“
Nach einem langen Applaus für eine sehr persönliche und offene Kanzelrede und ergreifenden südamerikanischen Liedern folgte noch eine Runde für Gespräch und Nachfragen mit Dr. Carsten Lenk im Evangelischen Zentrum bei Kaffee und Kuchen.
Text und Foto: Hubert Mauch