Die Aktion „einfach heiraten“ der Evangelischen Kirche in Bayern fand erstmals auch im Dekanatsbezirk Passau statt. Landesweit haben sich 801 Paare an 50 Orten das Ja-Wort gegeben und sich segnen lassen.
Ihre Fahrräder standen draußen am Radlständer fixiert vor der Christuskirche in Fürstenzell. Anna-Maria Wallner und Christoph Werrl waren bereits am Tag zuvor aus Hallein mit ihren Rädern angereist, um sich ihre Partnerschaft segnen zu lassen. Von der Aktion „einfach heiraten“ der bayerischen Landeskirche hatten sie bereits im Vorjahr gehört. Das sportliche Paar ist seit 13 Jahren zusammen und der Segen Gottes war ihnen wichtig.
Im Vorgespräch mit Pfarrer Stephan Schmoll erzählen Anna-Maria Wallner und Christoph Werrl wie sie sich beim Marathonlauf kennen und lieben gelernt haben.
Ein Kuss darf weder nach der Trauung noch nach der Segnung im Pavillon fehlen.
Iris und Ludwig Obermüller aus Straßkirchen hatten es etwas näher. In schickem Brautkleid und festlicher Weste warteten die bereits standesamtlich verheirateten beiden vor dem Eingang der Christuskirche, bis sich ihre Hochzeitsgäste versammelt hatten. Ein wenig sind sie aufgeregt. „Mei Herz schlägt bis aufa“, macht sich Iris Obermüller Luft. Die Kirchenglocken läuten und das Hochzeitspaar schreitet in die Kirche. Drinnen spielen die Musikerinnen „Amazing Grace“. "Unkompliziert und leicht, ohne Druck“ wollten wir kirchlich heiraten, sagt die Braut mit dem Brautstrauß in der Hand. Leider konnten nicht alle Hochzeitsgäste so kurzfristig anreisen.
Pfarrerin Sonja Sibbor-Heißmann segnet das Ehepaar Obermüller in der Christuskirche.
Ein weiteres Paar möchte nach 50 Jahren Ehe endlich kirchlich heiraten und „zu Gott ja sagen“. Standesamtlich hatten sie noch in einem atheistisch-kommunistischen Staat geheiratet. Eine kirchliche Trauung war damals nicht möglich. In Fürstenzell haben sie das nun endlich nachgeholt.
So werden am Sonntag, 25. Mai nach einem Vorgespräch acht Segnungen mit Urkunde und sieben kirchliche Trauungen mit Eintrag ins Kirchenbuch vollzogen. Aus diesem Anlass kamen die Pfarrer*innen Annalena Hardinge aus Vilshofen, Sabine Keller aus Fürstenzell, Pfarrer Joachim von Kölichen aus Bad Füssing, Stephan Schmoll aus Passau, Arne Schnütgen aus Bad Griesbach sowie Jakob Sibbor und Sonja Sibbor-Heißmann aus Passau in die von Grün umringte Christuskirche. Ein Pavillon im Garten diente als "Traukapelle", damit die Wartezeit nicht zu lang wurde. Sechs ehrenamtliche Helfer:innen sorgten für Kaffee und Kuchen, Sekt und Knabbereien, während vier Musiker:innen die Hochzeits- und Segnungszeremonien musikalisch gestalteten.
Vor der Christuskirche herrschte zeitweise ein Andrang an Hochzeitswilligen mit ihren Gästen.
„Sechs der Paare kamen ganz spontan“ erzählt die Fürstenzeller Pfarrerin Sabine Keller. Sie kamen aus dem ganzen Dekanatsbezirk und darüber hinaus aus Grafenau, Straßkirchen, Passau, Fürstenzell und Eggenfelden. Auch schwäbelnde Kurgäste aus dem Remstal unterbrachen ihren Kuraufenthalt in Bad Birnbach spontan. Sie hatten gestern noch ihren 40. Hochzeitstag begangen und heirateten einen Tag später kirchlich. „Wir feiern unsere Liebe.“
Für Pfarrerin Keller war „die Aktion war ein voller Erfolg“. „Einfach heiraten“ sprach viele Paare an. Unter den Paaren waren einige, die schon lange verheiratet sind, zum Beispiel seit 51, 40 oder 30 Jahren, aber auch Paare, die erst letztes Jahr standesamtlich geheiratet hatten. Einige hatten schon vier Kinder, andere hatten das Angebot morgens im Radio gehört, sich dann ins Auto gesetzt und die einstündige Fahrt auf sich genommen. Es kam auch ein Paar mit seiner gerade erwachsen gewordenen Tochter als Trauzeugin, sowie ein Paar mit Baby.
Es sei schön gewesen in glückliche und dankbare Gesichter zu blicken, rührende Szenen mit viel Liebe zu erleben und den Segen zu spüren. Die Menschen schätzten die Konzentration auf das Wesentliche, ohne Tamtam und ohne große Hürden. „Der Segen stand im Mittelpunkt.“
Text und Fotos: Hubert Mauch