Perspektivenwechsel in der Kirche

Teilnehmer:innen des Dekanatskonvent Kirchenmusik sitzen verstreut in den Bänken in der Stadtpfarrkirche und lauschen der Orgelmusik.
Bildrechte Dekanat/Mauch

Musik aus unterschiedlichen Perspektiven erlebten die Teilnehmer:innen des Dekanatskonvent Kirchenmusik durch herumgehen und Platzveränderungen in der evangelischen Stadtpfarrkirche.
Im Mittelpunkt des Dekanatskonvents Kirchenmusik, der am Samstag, 28. Juni im Evangelische Zentrum stattfand, standen Johann Sebastian Bach und Albert Schweitzer. Zur musikalischen Einstimmung setzte sich Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz an die Orgel der St. Matthäuskirche und spielte Bach.  Der stellvertretende Dekan Johannes Keller informierte über die notwendigen Strukturveränderungen, während Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger einen Überblick über die Sanierung der Domorgel gab.

Mit fünf Liedern aus dem Orgelbüchlein von Johann Sebastian Bach sorgte Ralf Albert Franz für einen musikalischen Einstieg ins Thema Bach. Er forderte die 14 Teilnehmer:innen des Dekanatskonvent Kirchenmusik dazu auf, dabei in der St. Matthäus herumzugehen und die Perspektiven zu wechseln. Im Altarraum klingt die Orgelmusik eben anders als unter der Empore oder an den Manualen.

Ralf Albert Franz, Johannes Keller und Andreas Unterguggenberger stehen in einer Reihe vor einem Flügel im Evangelischen Zentrum.
Bildrechte Dekanat/Mauch

(v.l.) Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz, stellvertretender Dekan Johannes Keller und Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger

In seinem anschließenden Kurzreferat über Bach und Schweitzer bedauerte Franz, dass die beiden Jubiläen - der 275. Todestag von Bach und der 150. Geburtstag von Schweitzer – im Bonhoefferjahr 2025 zu wenig gewürdigt werden. Für ihn ist dies Anlass, die beiden Persönlichkeiten der Musik beim Dekanatskonvent in den Vordergrund zu schieben. Bach musikalisch und Schweitzer als dessen Biograf. Dabei machte er durch Zitate aus Schweitzers Buch deutlich, dass die Choräle erst durch den Text verständlich werden.

Der stellvertretende Dekan Johannes Keller informierte über die notwendigen Veränderungen der kommenden Jahre. Am Beispiel seiner Gemeinde Fürstenzell rückte er das Bild einer immer schlechter werdenden Situation zurecht. Die massiven Zuwächse bei Mitgliedem, Gruppen, Kreisen und Gebäuden in den vergangenen Jahrzehnten waren außergewöhnlich hoch, der Höchststand sei überschritten. Es stehe der evangelischen Kirche in den nächsten Jahren eine Unterversorgung mit Personal bevor, auch die Finanzen würden knapper werden. Dies erfordere Veränderungen in Richtung Regionalisierung und Vernetzung auch in der Kirchenmusik, um dem gesellschaftlichen Trend zu immer weniger religiösen Menschen entgegenzuwirken, aber auch gerecht werden.

Mit identischen Problemen beschäftige sich laut Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger auch die katholische Kirchenmusik. Er gab einen Einblick in seine Arbeit und informierte die Kirchenmusikerrunde über den Stand der Domorgelrenovierung. Der barocke Dom mit dem vielen Stuck sei schwierig zu bespielen. Es werde viel weggeschluckt. Dies versuche man mit einer Umgestaltung der Orgel in den Griff zu bekommen. Die Renovierung ist ein Jahrhundertwerk und die Schwierigkeit dabei ist „Einfachheit in die Komplexität“ zu bekommen. Die zwei größten Orgelbauerfirmen haben sich zusammengetan, um das Projekt zu stemmen. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch Spenden und die Einnahmen aus Konzerten.

Der Dekanatskonvent Kirchenmusik endete musikalisch mit dem Kanon „Dona nobis pacem“ und einem Segen.
Text und Fotos: Hubert Mauch