Mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Passauer Andreas-Kapelle gedachten am Freitag, 8 Mai mehrere kirchliche Verbände der katholischen Kirche (KLB, KEB, KAB, WeltkircheReferat), die Stadt Passau, die altkatholische Gemeinde und die evangelische Kirche dem Kriegsende vor 80 Jahren und der Befreiung vom Nationalsozialismus. Domorganistin Brigitte Fruht gestaltete den Gottesdienst musikalisch. (v.l.n.r.) Pfarrer Michael Vogt für die Katholischen Landbewegung, Pfarrer Johannes Poiger von der altkatholischen Kirche, stellvertretender Dekan Johannes Keller von der evangelischen Kirche und Pfarrer Markus Krell für die Katholische Arbeitnehmerbewegung.
„Sonne der Gerechtigkeit“ – mit diesem Lied begann der Gottesdienst und Johannes Schmidt, Mitglied von KLB und Diözesanrat und Hauptorganisator, erinnerte in seiner Hinführung eindringlich an die Worte des verstorbenen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker, der das Kriegsende als die „Befreiung von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ bezeichnete.
65 Millionen Menschen hat der rechtsradikale Nationalismus der vor 80 Jahren zu Ende ging das Leben gekostet, mehr als die Hälfte aus der Zivilbevölkerung. “Zerschmetterte Leiber, zerschmetterte Seelen, Soldaten, Männer, Frauen, Kinder. Und auch die nachkommenden Generationen, die die wunden fühlen – bis heute. Wie konnte so etwas geschehen? Solch ein Verachten! Solch ein Töten!“ Der Mensch sei zu abgrundtief Bösem fähig, sagte Schmidt. Dem Bösen müsse widerstanden werden, weil es immer wieder auftaucht, in Form von „Rassismus, der Angst vor dem Fremden, dieser engstirnigen Überheblichkeit.“
Im Kyrie wurden Gedanken zum Kriegsende vor 80 Jahren laut: „Es war Befreiung. Menschen jubeln.“, „Dieser Schutt überall. Überlebende kriechen aus ihren Verstecken.“, „Es hat ihnen die Sprache verschlagen. Den Menschen aus den Städten, die das Lager (KZ) ansehen müssen. Die Verbrennungsöfen. Die Berge von Haaren und Schuhen.“, „Menschen ohne Heimat irren umher. Ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma.“, „Die Rache trifft die Schwachen. Viele Nazi-Schergen entkommen. Tauchen unter. Viele tauchen wenig später wieder auf, als biedere Handwerker, Lehrer und Richter – als sei nichts gewesen.“, „Heilung geht nur durch den Schmerz hindurch. In Tränen liegt er Weg der Versöhnung. Und im Erinnern.“
In seiner kurzen Predigt betonte der stellvertretende Dekan Johannes Keller, dass es einer immensen Kraftanstrengung vieler Länder bedurfte, den Krieg und den Staatsterror der Nazis zu beenden. Mit dem Kriegsende am 8. Mai 1945 begannen Friedenszeiten. Frieden sei nichts Statisches, sondern immer neu zu suchen und die „Grundlage des Lebens“. Dietrich Bonhoeffer könne uns dabei Mut machen: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“
Der Referent Bernhard Suttner beim anschließenden Interview im Festsaal in St. Max.
In den Fürbitten wurde die Dankbarkeit für 80 Jahren Frieden zum Ausdruck gebracht, aber auch der Menschen in den heutigen Kriegsgebieten in Syrien und Irak, in Gaza, Westjordanland und Israel, in Süd-Sudan und Nigeria, in Afghanistan und in der Ukraine gedacht. Gott gedankt wurde auch dafür, dass wir noch in einem demokratischen Europa leben. „Erhalte uns diesen Frieden und die Demokratie.“
Im Anschluss luden die Organisatoren noch zu einem Vortrag des Politologen Bernhard Suttner mit dem Thema „Befreiung als ständige Aufgabe – Der 8. Mai darf nicht Geschichte sein!“ in den Festsaal in St. Max ein. Text und Fotos: Hubert Mauch
Den Vortrag finden Sie hier als PDF-Datei zum Nachlesen.