Auf ihrer Herbsttagung am Samstag, dem 11. Oktober, informierte sich die Dekanatssynode des Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirks Passau im Evangelischen Zentrum Passau über die Zukunft kirchlicher Gebäude. Für Dekan Jochen Wilde ist dies „ein wichtiges, sensibles und heißes Eisen.“ Die Präsidiumsmitglieder der Dekanatssynode Dekan Jochen Wilde (li) und Dr. Matthias Haun (re) freuen sich über die sachlichen und ungeschönten Informationen von Architektin Claudia Pöppel (Mitte) zur Gebäudebedarfsplanung der Landeskirche.
„Ich kenne alle Kirchen im Dekanat, bis auf eine“ bekennt Claudia Pöppel, Architektin vom Landeskirchlichen Baureferat. Das können nicht viele im Dekanatsbezirk von sich behaupten. Selbst manche Kirchgänger:innen kennen oft nur den eigenen Kirchenturm. Das wird sich in Zukunft ändern müssen, denn die Mittel für den Unterhalt der vielen kirchlichen Gebäude sind weniger geworden. Der Wendepunkt wurde mit der Corona-Pandemie eingeläutet, sagt Architektin Pöppel: Weniger Mitglieder, sinkende Steuereinnahmen und Personalmangel zwingen die evangelische Kirche dazu den Gebäudebestand massiv zu reduzieren. Viele Gebäude sind „untergenutzt“.
Mit der Gebäudebedarfsplanung will die Landeskirche das Problem lösen. Die Verantwortlichen in den Kirchengemeinden sollen in Nachbarschaftsräumen denken, planen und entscheiden. Das Ziel sind leistungsfähige Verwaltungseinheiten. „Reduzierung ist nie schön“ sagt Claudia Pöppel. Das bedeute Abschied und Trauer, setze aber auch Energie frei. „Die Frage ist, wie lokale und regionale Aspekte zusammenkommen“ sagte Dekan Jochen Wilde in der Diskussion. Er wehrt sich gegen den Begriff der Zentralisierung. Tourismus- und Kurregionen müssten gesondert betrachtet werden.
Die Dekanatssynode tagte im Evangelischen Zentrum S. Matthäus in Passau.
Bei den notwendigen Veränderungen, um die Kirche zukunftsfähig zu halten, müsse der Sozialraum mitgedacht werden, betonte Pöppel. Gebäude müssten nicht allein bespielt werden. Mögliche Kooperationspartner könnten die katholische Schwesterkirche, die Kommunen oder auch Vereine sein.
Ein mögliches Szenario wäre, den Dekanatsbezirk in drei Nachbarschaftsräume "Region West", "Region Mitte" und "Region Passau-Bayerwald" zu gliedern.
In seinem Grußwort berichtete Diözesanratsvorsitzender Markus Biber als Gast von der Reform der kirchlichen Strukturen im Bistum und beklagte den mangelnden Willen seiner Kirche, sich mit dem Thema Bauten zu beschäftigen. „Auch wir müssen uns überlegen, wie wir mit unseren Immobilien umgehen wollen. Ich habe großen Respekt davor, dass ihr in der evangelischen Kirche schon so weit seid.“
Das Präsidiumsmitglied der Dekanatssynode, Dr. Matthias Haun, betonte, dass es unsere Aufgabe sei, den Gebäudebestand sinnvoll in die Zukunft zu führen und ihn zu integrativen, offenen Orten weiterzuentwickeln.
Dekan Wilde erinnerte daran, dass die evangelische und die katholische Kirche hier vor der gleichen Herausforderung stünden. „Wir können voneinander lernen und zusammenarbeiten.“
Im zweiten Teil der Tagung stellte sich die neue Bezirksstellenleiterin des Diakonischen Werks, Christina Lindinger, den Synodalen vor. Die gebürtige Passauerin kann mit zwei abgeschlossenen sozialen Studiengängen und weiteren Qualifikationen aufwarten. Sie ist eine Person mit klaren Wertevorstellungen.
Abschließend informierte Dekan Wilde die Synodalen über den Sachstand des Antrags der Dekanatssynode Passau an die Landeskirche zur Überprüfung der Personalakten auf sexuellen Missbrauch vom 12. Oktober 2024.
Text und Fotos: Hubert Mauch