Es ist vollbracht

Dekan Jochen Wilde (li) entfaltet in der Stadtpfarrkirche seine Gedanken zu Johannes 19, 16-30 im Kontext von Bach-Schemelli-Liedern. Im Hintergrund (v.l.n.r.) Countertenor Fritz Theodor Spengler, Heike Schlierf (verdeckt), Ralf Albert Franz und Gerhard Koschel.
Bildrechte Dekanat/Mauch

Dekan Jochen Wilde (li) entfaltet in der Stadtpfarrkirche seine Gedanken zu Johannes 19, 16-30 im Kontext von Bach-Schemelli-Liedern. Im Hintergrund (v.l.n.r.) Countertenor Fritz Theodor Spengler, Heike Schlierf (verdeckt), Ralf Albert Franz und Gerhard Koschel.

Passau. Vier Lieder aus dem Bach-Schemelli-Gesangbuch standen am Karfreitag in einer ruhigen und innigen Andacht zur Sterbestunde Jesu in der evangelischen Stadtpfarrkirche St. Matthäus im Mittelpunkt. Diese Stunde unter dem Thema „Es ist vollbracht“ habe den intimen Charakter einer „Haus-Andacht“ so Dekan Jochen Wilde in seiner Begrüßung, entsprechend der vier Passionslieder, die wie das gesamte Bach-Schemelli-Gesangbuch aus sehr persönlichen Glaubensliedern bestehe. Es wurde 1736 von Georg Christian Schemelli unter der Mitwirkung von Johann Sebastian Bach für den Gemeindegesang herausgebracht.

Zwischen den Musiken bezog sich Dekan Wilde in seiner Andacht in drei Stationen auf die Lieder und den biblischen Text von der Kreuzigung Jesu nach Johannes.

Er macht dabei ein bis heute beliebtes Verhaltensmuster des Wegschauens und des Streits um Nebensächlichkeiten deutlich: „und schon muss man sich mit der eigentlichen Sache nicht mehr beschäftigen, schon hat man den eigentlichen Skandal ausgeblendet“. Aber dass da ein Unschuldiger leide und sterbe, darüber werde nicht geredet, nicht mal hingeschaut.

Am Karfreitag „bleiben wir stehen und schauen nicht weg – schauen auf den, der leidet!“ und es werde „dem Tod ins Gesicht – einem Toten ins Gesicht“ geschaut, so Dekan Wilde. Die anrührenden Karfreitagslieder aus dem Schemelli-Gesangbuch führten uns dabei ganz nah an einen toten Menschen heran.

Das am Ende von Jesu hervorgebrachte „Es ist vollbracht“ klinge zunächst wie blanker Hohn, sei aber auch ein erster kleiner Trost, den Schmerz und das Leiden überstanden zu haben und sein Vermächtnis.

„Der gemeinsame Blick auf den Gekreuzigten verbindet uns – lässt uns aufrecht stehen – aufgerichtet, unter seinem Kreuz“, sagte Dekan Wilde. Der Anblick dieses Toten, eines jeden Toten nötige uns zur Stille, zur Würdigung, zur Aufrichtigkeit, auch gegenüber uns selbst.

 

 

Die Andacht zur Sterbestunde Jesu wurde virtuos und gefühlsvoll von Countertenor Fritz Theodor Spengler, Heike Schlierf an der Traversflöte, Gerhard Koschel am Barock-Cello und von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz an der Truhenorgel musikalisch gestaltet.
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Die Andacht zur Sterbestunde Jesu wurde virtuos und gefühlsvoll von Countertenor Fritz Theodor Spengler, Heike Schlierf an der Traversflöte, Gerhard Koschel am Barock-Cello und von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz an der Truhenorgel musikalisch gestaltet.