Für Demokratie und Vielfalt am Sa 24. Februar, 11 Uhr in Waldkirchen mit Luise Kinseher

Passau, Pfarrkirchen und am Samstag, 24. Februar in Waldkirchen. Die Proteste für Demokratie und Vielfalt in Ostbayern reisen nicht ab. Unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt" startet die Kundgebung um 11 Uhr auf dem Marktplatz von Waldkirchen. Eine der Rednerinnen ist die Kabaraettistin und "Mutter Bavaria"-Darstellerin Luise Kinseher. Es lädt ein breit aufgestelltes Bündnis aus Verbänden, Gruppen, Vereinen, Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, und Firmen ein. 

Demo Pfarrkirchen
Bildrechte A. Wilde

Über 1000 Menschen demonstierten am Samstag, 10. Februar in Pfarrkirchen für den Erhalt unserer Demokratie, unserer Werte und für eine menschenfreundliche Zukunft. Auch Dekan Jochen Wilde war eingeladen eine Rede zu halten, die Sie untenstehend nachlesen könnten. Die Kirchen waren gut vertreten. eine Gruppe versammelte sich vor der Christuskirche in Pfarrkirchen um gemeinsam zur Demo zu gehen. Auf dem Bild sind (v.l.n.r.) Pfarrer Thomas Weinmair, Pfarrrerin Dr. Tanja Seidl, Stadtpfarrer Egon Dirschel, Pfarrerin Dr. Ulrike Kuschel, Dekan Jochen Wilde und Gemeindemitglieder aus Pfarrkirchen und Eggenfelden.

 

 

 

Redebeitrag von Dekan Jochen Wilde:

Gemeinsam für Demokratie – 10.02.2024 Pfarrkirchen

Liebe Pfarrkirchner*innen,
heute vor allem aber: liebe Freundinnen und Freunde der Demokratie!

Ihr und Sie alle, Klein und Groß, Junge und Ältere – wir stehen heute hier, weil wir für die Demokratie und für die Menschlichkeit in unserem Land die Stimme erheben, weil wir „Gemeinsam für Demokratie“ einstehen
– „Wir sind Pfarrkirchen!“ - „Nazis sind es nicht!“
Und wenn uns die Braungestreiften im Kreistag und im Landtag - wenn uns die AFD vorhält:
wir seien ja nur eine hysterische und verblendete Minderheit; wir seien linksextremistische Aktivisten und würden eine demokratisch gewählte Partei wie die AFD dämonisieren, dann kann ich nur dagegen sagen: Nein, wir sind die Mehrheit und wir lassen uns von Euch unsere Demokratie und unsere Gesellschaft nicht kaputt machen; wir stehen auf, wir sind nicht länger die schweigende Mehrheit, weil wir genug haben von Menschenverachtung, von Hass und Hetze.

Wir stehen auf und stehen heute hier: weil wir Ja sagen zu den Werten unseres Grundgesetzes
- Ja sagen zu seinem grandiosen Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar!

Und wir stehen hier, weil wir „NEIN“ sagen:
- Nein zu Hass, Gewalt und Menschenverachtung;
- Nein zu widerwärtigen Deportationsplänen;
- Weil wir NEIN sagen zu Rechts!

Und lassen Sie mich an dieser Stelle eines ganz klar und deutlich sagen: Auch wenn wir als Kirche(n) weiß Gott im Kreuzfeuer der Kritik und der öffentlichen Meinung stehen und oft genug auch zurecht…! So muss auf der anderen Seite völlig klar sein: Wo unser Platz ist und an wessen Seite wir stehen:
- Wir stehen gemeinsam für Toleranz, für Offenheit, für Nächstenliebe;
- wir stehen ein für den Schutz der Schwachen und der Flüchtenden;
- für ein friedfertiges Zusammenleben aller und für ein bedingungsloses Ja zu Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechten;
- wir stehen bedingungslos an der Seite aller, die aufgrund ihrer Herkunft angefeindet werden!

Und lassen Sie es mich ganz klar und deutlich sagen:
Ausgrenzung von Menschen, Hass und Verächtlichmachung sind mit dem christlichen Menschenbild unvereinbar!
Es gibt keine Schnittmenge zwischen Christentum und AFD – nicht die geringste!
Die AFD ist für Christinnen und Christen nicht wählbar!

Und lassen Sie mich noch etwas hinzufügen:
Bei der Landtagswahl vor 4 Monaten hat die AFD in Pfarrkirchen 17 Prozent der Stimmen bekommen, im Landkreis war es noch ein halber Prozentpunkt mehr…
Das sind genau 17 Prozent, 17,5 Prozent zu viel…

Aber all denen sage ich mit aller Entschiedenheit:
Es gibt keinen einzigen Grund dafür, eine nationalistische, eine neonazistische und gesichert rechtsextremistische Partei zu wählen! Ich kann dieses dumme Gerede von der Denkzettel- und Protestwahl nicht mehr hören, wer sein Kreuz bei der AFD macht, kann sich nicht länger hinter seiner vermeintlichen oder tatsächlichen Unzufriedenheit verstecken, wer der AFD seine Stimme gibt, der weiß, was er tut, der ermächtigt damit eine Partei, die die Menschenwürde verachtet, die giftige und gemeine Reden führt, in der das Nazi-Denken zu Hause ist und NS-Verbrechen verharmlost werden!
Sie, wir alle, die heute hier nach Pfarrkirchen gekommen sind, wir zeigen damit:
Nicht mit uns!
Wer Rassismus und menschenverachtenden Hass säen will, der ist hier falsch!

Wir stehen gemeinsam für Toleranz, für Offenheit, für Demokratie und für ein menschliches Antlitz unserer Gesellschaft!

Ich danke Ihnen allen, dass Sie heute hier sind!

 

 

Demo Wilde
Bildrechte Dekanat/Mauch

"Gott ist demokratisch" war auf dem T-Shirt von Dekan Jochen Wilde bei der "Demo gegen Rechts" am Samstag, 27. Januar in Passau zu lesen - ein klares Statement. Rund 6500 Menschen hatten sich im Klostergarten und den umliegenden Straßen versammelt um gemeinsam für Demokratie und Vielfalt und gegen Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und den Deportationsfantasien aus den Reihen der AfD zu protestieren. Viele Pfarrer*innen und Gemeindemitglieder, die Evangelische Studierendengemeinde und die Evangelische Jugend waren unter den Demonstranten zu entdecken. Dekan Jochen Wilde eingerahmt zwischen Gebärdenübersetzerin und Moderatorin war einer der Redner auf dem Podium. Seine Rede, für die er viel Applaus erntete, finden Sie weiter unten zum Nachlesen.

Organisiert wurde die Demonstration "Passau gegen Rechts" durch das Passauer Bündnis für Demokratie und Vielfalt, ein spontaner Zusammenschluss aus insgesamt 95 verschiedenen zivilgesellschaftlichen Gruppen (Kirchen,  Vereinen, Initiativen, Parteien, Gewerkschaften, Firmen, Gastronomen, Geschäften,...). Auch das Evangelische Dekanat war als offizieller Unterstützer mit dabei.

Redebeitrag von Dekan Jochen Wilde:

Passau gegen Rechts – 27.01.2024

Liebe Passauer*innen,
heute vor allem aber: liebe Freundinnen und Freunde der Demokratie!

Endlich, endlich steht auch Passau auf gegen Rechts!
Endlich stehen die auf der Straße, die für eine tolerante, offene und menschenfreundliche Gesellschaft einstehen – die genug haben von Hass, Hetze und Menschenverachtung!

Ich danke den Initiatorinnen und Initiatoren – dem „Passauer Bündnis für Demokratie und Vielfalt“, dass Ihr uns – den Älteren und den etablierten Parteien und Gruppierungen – dass ihr uns „Beine gemacht“ habt! – Danke dafür und allerhöchste Anerkennung!

Und wenn diejenigen – um einen ranghohen niederbayerischen Politiker zu zitieren, dessen Name mir leider nicht erinnerlich ist! – wenn diejenigen, die sich um unsere Demokratie Sorge machen, und für Menschenwürde und Menschlichkeit auf die Straße gehen – wenn all diejenigen „Linksextremisten“ und „fehlgeleitete Chaoten“ sind – dann, liebe Freundinnen und Freunde, dann bin ich gerne ein „Linksextremist“.

Das heißt nicht, dass ich jede Parole gut finden muss – dass mir jede politische Äußerung gefällt – aber eine andere Meinung zu achten, ihr mit Respekt zu begegnen, so weit und so lange sie für Werte eintritt, wie sie in unserer Verfassung formuliert und festgehalten sind – das ist ein Markenkern unserer Demokratie und Voraussetzung für eine offene, menschliche Gesellschaft…

Sie können sich vorstellen, dass es mir heute nicht leicht fällt, zu Ihnen zu reden.
Die Kirche, die Kirchen stehen – zurecht! – im Kreuzfeuer der Kritik!

Und trotzdem, und umso mehr müssen und wollen wir zeigen, wo unser Platz ist, und wo wir stehen: Nämlich an der Seite derer: - die in einer Welt leben wollen und sich dafür einsetzen, die kunterbunt, regenbogenfarbig ist – und eben nicht schwarz-weiß, und schon gar nicht kack-braun!

Und deshalb appelliere ich an die Parteien des rechten Spektrums:
- Die Brandmauer nach Rechts, darf um keinen Millimeter verschoben werden!
- Hören Sie bitte auch damit auf, die politischen Kontrahenten zu diffamieren und zu verunglimpfen – Wer die Giftköder aufschnappt, die die Antidemokraten und Menschenverächter auslegen – der geht selbst daran zugrunde!

An alle demokratischen Parteien appelliere ich:
Endlich den populistischen Wettbewerb zu beenden, wie Migranten aus unserem Land rausgehalten oder rausgeworfen werden können – sondern gemeinsam eine vernünftige Einwanderungspolitik und bestmögliche Integrationslösungen hinzubekommen.

Ja, Migration ist eine wichtige Aufgabe – aber es gibt noch viel wichtigere Themen für unsere Gesellschaft und unsere Zukunft: Klimawandel, soziale Ungleichheit, Bildung – um nur einige zu nennen.

Liebe Freundinnen und Freude,
jetzt ist es an der Zeit, dass sich alle konstruktiven Kräfte für eine solidarische und offene Gesellschaft zusammen-reißen und zusammentun – und meine Kirche, unsere Kirchen sind da gerne mit dabei!

Uns vereint nicht der Hass gegen die AfD und ihre widerwärtigen Kombattanten und Komplizen –
unseren Hass haben die gar nicht verdient!

Hass macht hässlich – und wir lassen uns nicht hetzen!
„Hass ist keine Meinung“ – so sagt Renate Künast zu-recht! – „Hass ist keine politische Überzeugung!“ 

Aber „Liebe“ – „Liebe ist die Lösung“, so habe ich vorhin auf einem Plakat gelesen.
Liebe zur Demokratie – Liebe für Menschenwürde und Menschlichkeit – für Toleranz und Weltoffenheit!

Dafür lasst uns eintreten – dafür lasst uns zusammenstehen – dafür lasst uns kämpfen!
Es braucht jetzt uns!
Ich danke Ihnen!