Zeitlos aktuell

Ein Mann betrachtet bei der Vernissage eine Zeichnung genauer und beugt sich vor.
Bildrechte Dekanat/Mauch

Vernissage in der Gnadenkirche Simbach am Inn mit Werken von Josef Karl Nerud zum 125. Geburtstag des Künstlers und zum 60. Geburtstag des Gotteshauses. Der Vokalkreis Chor bereicherte die Ausstellungseröffnung musikalisch. Einen besonderen Dank ging and die Leihgeber Dr. Thomas und Maria Brunnhuber und Michael Nerud. Die Besucher nutzten die Gelegenheit die Werke genau unter die Lupe zu nehmen.

Die Gnadenkirche ist für die Nerud-Bilder wie geschaffen. Aus den weiße Wandflächen kommen die 44 gegenständlichen und figurativen Werke, mal bunt, mal weißflächig, mal in Schwarzweiß des Simbacher Künstlers zur vollen Wirkung. Eine Ausstellung, die sich lohnt anzuschauen, sagte Bürgermeister und Schirmherr Klaus Schmid.

Die Gemälde des 1982 verstorbenen Malers „berühren die Menschen und beschenken sie“ sagte Pfarrer Christian Muschler bei der Begrüßung der zahlreichen Besucher der Vernissage. Die Werke seien nicht an die vergangenen Jahrzehnte ihrer Entstehung gebunden, die Kunst des Malers sei heute noch aktuell. Eine universelle Sprache mache die Größe des in ganz Deutschland geschätzten Künstlers aus.

Besucher betrachten  die an einer Wand aufgehängten Zeichnungen in der Gnadenkirche in Simbach am Inn.
Bildrechte Dekanat/Mauch

Viele waren fasziniert von der Vielfalt der teilweise bunten Gemälde und den schwarzweißen Zeichnungen. Sie genossen aber auch bei angeregten Gesprächen Fingerfood und Sekt an den Stehtischen.
 
Die Ausstellung in der Gnadenkirche und eine zweite Nerud-Ausstellung ab 21. Juni im Heimatmuseum der Stadt „lassen uns in die Seele eines einzigartigen Künstlers eintauchen“, lobte Alfred Feldmeier, Vorsitzender des Fördervereins Heimatmuseum in seinem einleitenden Worten.. „In jedem Strich, jeder Nuance spiegelt sich eine tiefe Verbindung zum Betrachter, zu seiner Heimat“, das berühre.

Schirmherr Schmid, der die Ausstellung eröffnete, nannte Nerud einen Künstler, der in der bayerischen Geschichte verwurzelt sei. Die Kirche als Ort der Ausstellung lade zur geistigen Auseinandersetzung und zur Neubetrachtung der Bilder ein.

„Wir als Kirche brauchen Inspiration von oben, aber auch hier auf der Erde“ sagte Dekan Jochen Wilde in seiner kurzen Ansprache zur Eröffnung. Deshalb sei es fabelhaft, dass diese Ausstellung in der Kirche ermöglicht wurde. „Wir brauchen als Kirche für die Zukunft Öffnung, Aufgeschlossenheit, Offenheit.“

Dekan Jochen Wilde, Dr. Volker Ziegert und Pfarrer Christian Muschler stehen beieinander vor den Gemälden
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(v.l.n.r.) Dekan Jochen Wilde, Laudator Dr. Volker Ziegert und Hausherr Pfarrer Christian Muschler.

Mit einer fundierten und umfassenden Hommage an den Künstler wartete Laudator Dr. Volker Ziegert aus Pfarrkirchen auf. Er lernte den Künstler schon als Fünfzehnjähriger kennen und schätzen. Immer wieder besuchte er Nerud in seinem Atelier. Später hat er ihn in seiner Arztpraxis immer wieder ausgestellt.  „Nerud hat uns Jugendliche gelehrt zu sehen und uns beigebracht, den Inhalt von Bildern zu verstehen und darüber hinaus, unsere heimatliche Landschaft sinnhaft zu erkennen“. 

Der Künstler sei ein Einzelgänger gewesen, kantig mit weichem Herz, ein gestandener Niederbayer und weitgereister Europäer.  Der Kunstbetrieb konnte ihn nicht beirren. Paul Cézanne war sein Lieblingsmaler. Er zählte zu Deutschlands bedeutendsten Zeichnern und Illustratoren. Seine gestalterischen Techniken waren Ölmalerei, Aquarell- und Gouachemalerei, Tusche-, Blei- und Federzeichnung, Wachs- und Ölkreide, sowie der Linolschnitt.

Seine Aufenthalte auf Ibiza in den Fünfzigerjahren beeinflussten seine Kunst nachhaltig und wurden zu einem Schlüsselerlebnis. Die weiße Farbe wurde zur dominierenden Bildcharaktere, in reduzierter Form auch noch in den Werken danach. „Den Malvorgang reduziert er auf ein schichtweises Auftragen der Farben in Farbfeldern. Nun erscheinen diese Landschaftsbilder formal einheitlicher und dichter in ihrer Farbigkeit.“ Josef Karl Nerud wurde 82 Jahre alt.
Text und Fotos: Hubert Mauch

Die Ausstellung begleitet bis zur Finissage am 13. August eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Diese finden Sie hier.

Die Laudatio von Dr. Volker Ziegert steht als PDF-Datei hier zur Verfügung.