Zerbrochenes Heil

ForuM-Aufarbeitungstudie der EKD
Bildrechte Dekanats/Mauch

Dekanatskonferenz setzte sich wiederholt mit sexualisierter Gewalt auseinander, diesmal theologisch


Passau. Die am 25. Januar veröffentlichte ForuM-Aufarbeitungsstudie hat die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie noch einmal intensiviert. So beschäftigte sich die Dekanatskonferenz des evangelischen Dekanats Passau am Montag, 15. April im Evangelischen Zentrum St. Matthäus, nach einer Basisschulung im Jahr 2022 und dem Thema Schutzkonzepte im Jahr 2023 nun zum dritten Mal mit dem Thema. Diesmal ging es um theologische Fragen und Konsequenzen aus der ForuM-Aufarbeitungsstudie. „Zerbrochenes Heil. Theologisches Nachdenken über sexualisierte Gewalt“ stand auf der Tagesordnung. Nach einem kurzen Einführungsimpuls von Klinikseelsorger Dr. Philipp Augustin wurde in vier Arbeitsgruppen anhand eines Fallbeispiels über eine Inzestsituation intensiv diskutiert und die Ergebnisse am Ende zusammengetragen. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass in seelsorgerlichen Gesprächen bei rund der Hälfte der Pfarrer*innen in ihrer beruflichen Laufbahn das Thema sexualisierte Gewalt von Opfern herangetragen wurde, und nur ein einziges Mal ein Täter. In den Workshops ging es um die Einschätzung des seelsorgerlichen Umgangs mit Opfer und Täter, den Einfluss von theologischen Überzeugungen und Rollenbildern, inwieweit Rollenbilder vom Täter zur Verharmlosung oder Verleugnung der Tat ausgenutzt werden können und welche alternativen theologischen Überzeugungen und Rollenbilder für das Opfer vermutlich hilfreicher gewesen wären. Am Ende der Dekanatskonferenz war man sich schnell einig, dass eine weitere Beschäftigung mit dem Thema sexualisierte Gewalt notwendig ist. Die ForuM-Aufarbeitungsstudie, so Dekan Jochen Wilde, habe der Kirche deutlich gemacht, wie wichtig es sei als Kirche, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, wie sehr der Blick auf die Opfer geschärft werden müsse und dass wir im Grunde erst am Anfang einer umfassenden Aufarbeitung in Kirche und Gesellschaft stünden. 
Text und Foto: Hubert Mauch